Prof. Gold "Lesen am Bildschirm. Potenziale, Risiken und Nebenwirkungen" am 18.07.2023

Prof. Andreas Gold hat einer interessierten Zuhörerschaft am 18. Juli 2023 Empfehlungen für den Umgang mit digitalen Texten erörtert. Unter dem Titel "Lesen am Bildschirm. Potenziale, Risiken und Nebenwirkungen" wurde unseren Gästen ein Ãœberblick über ein Thema gegeben, das uns alle betrifft. Denn niemand kommt am digitalen Lesen vorbei. Feststeht, am Bildschirm wird meist schneller, oberflächlicher und weniger sorgfältig gelesen als auf Papier. Das ist nachteilig, wenn es sich um Sachtexte handelt. Weniger problematisch scheint das digitale Lesen literarischer Texte. Die Ursachen der Bildschirmunterlegenheit sind bekannt und ebenso ist bekannt, was sich dagegen tun lässt. Prof. Gold  behandelte die Potenziale und Risiken des Bildschirmlesens vom Kleinkind- bis ins Erwachsenenalter. 

Die ersten Studien ergaben, wenn digitale Endgeräte zu Unterrichtszwecken in der Schule genutzt werden führt die vermehrte Nutzungsdauer  keineswegs zu einer Verbesserung der allgemeinen Lesekompetenz. Im Gegenteil - die Leseleistungen der Jugendlichen ist umso schlechter, je höher die Nutzungsdauer digitaler Geräte in den betreffenden Schulklassen war. Der Lesende lässt sich leichter ablenken, eine geringere Sorgfalt und Nachlässigkeit sind ebenso problematisch. Bei der anschließenden regen Diskussion wurde auch erörtert, dass einige Länder, die Deutschland in der Digitalisierung voraus sind, den Digitalisierungshype bereits zugunsten analoger Medien korrigieren.

Dennoch kann man schlussfolgern, dass die besonderen Potenziale der digitalen Optionen benannt und genutzt werden sollten, so z.B. die umfangreichen Recherchemöglichkeiten, Verlinkungsmöglichkeiten, das Anreichern von Inhalten mit anderen Medien etc. Trotzdem müssen die Risiken und Probleme des digitalen Lesens insbesondere in den Schulen offen thematisiert werden.

Aber das korrekte digitale Lesen im Zusammenhang mit dem  Navigieren, Informationen finden und das Bewerten  der Informationen hinsichtlich Qualität und Validität lässt sich lernen. Jetzt sind  Eltern und Lehrpersonen in der Verantwortung, diese Kompetenz zu vermitteln.  

Dr. Andreas Gold ist Seniorprofessor am Institut für Psychologie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Er studierte Psychologie an der Universität Heidelberg. Seine Promotion zum Dr. phil. (1988) und seine Habilitation für das Fach Psychologie (1993) absolvierte er an der Goethe-Universität Frankfurt. Er war von 1994 bis 1998 Professor für Pädagogische Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und ist seit 1998 Professor für Pädagogische Psychologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Von 2003 bis 2009 war er zudem Vizepräsident der Goethe-Universität. Seine wissenschaftlichen Arbeitsgebiete umfassen die Leseforschung, Lernen und Gedächtnis sowie die Lehr-Lern-Forschung.

Hinweis zum Buch

Digital lesen. Was sonst?
Erscheinungsdatum 06.03.2023
Verlag Vandenhoeck + Ruprecht
ISBN 978-3-525-70334-2