Vortrag von Prof. Dr. Pierre Monnet am 21.09.2017

tzkoe juba Professor Dr. Pierre Monnet3Wir -  LeseLust Königstein e.V. - konnten den bekannten Historiker Prof. Dr. Pierre Monnet, Leiter des IFRA Deutsch-französisches Institut für Geschichts- und Sozialwissenschaften in Frankfurt, gewinnen, einen Vortrag zur Geschichtsschreibung zwischen Tradition und Moderne in der Stadtbibliothek zu halten.

In seiner Ankündigung beschrieb Prof. Dr. Monnet den Ausgangspunkt folgendermaßen: „Seit einigen Jahren ist unsere Gegenwart in Frankreich, in Deutschland und in ganz Europa durch Instabilitäten gekennzeichnet: durch Schwierigkeiten im Aufbau Europas, durch den Aufstieg des Populismus und die Wiederkehr der Nationalismen, durch den Brexit und die Wahl Donald Trumps als Symptome der sich abkapselnden angelsächsischen Welt, durch die Infragestellung der Normen und Werte europäischer Gesellschaften, durch die Gewalt des internationalen Terrorismus, durch die Instrumentalisierung der Geschichte im Dienste nationalistischen Denkens.“

Den 69 interessierten Zuhörern zeigte Prof. Monnet die neuen Anforderungen an Historiker auf, ihre Methoden und Erzählungen zu überarbeiten, um auf neue, offene und eindrückliche Weise Geschichte zu schreiben, die dennoch die spezifischen Besonderheiten eines jeden Landes berücksichtigt und Vergleiche ermöglicht.

Als Einstieg wählte Prof. Monnet ein Zitat des französischen Historikers Marc Bloch, der 1940 von seinem Lehrstuhl verbannt und 1944 durch die Nationalsozialisten ermordet worden war. Dieser begann sich schon seit 1928 für eine „Histoire comparée des sociétés européennes“ (vergleichende Geschichte europäischer Gesellschaften) einzusetzen. Anhand von drei konkreten Beispielen, erläuterte Prof.  Monnet die Umsetzung dieses Anspruches. Mit der Herausgabe des deutsch-französischen Geschichtsbuches soll der Einsatz gleichen Unterrichtsmaterials in deutschen und in französischen Gymnasialklassen sichergestellt werden. Als zweites Beispiel diente das in diesem Jahr veröffentlichte Geschichtsbuch Histoire mondiale de la France (Weltgeschichte Frankreichs), welches durch die Neuschreibung der Nationalgeschichte Frankreichs zu großen kontroversen Diskussion in Frankreich führte. Das dritte im September 2017 erscheinende Werk Les lieux de mémoire européens (Orte europäischer Erinnerung), schlägt eine Reihe an gemeinsamen Orientierungspunkten in der europäischen Geschichte vor. Allen drei Werken ist die Mitwirkung von Historikern verschiedener Nationalität gemein.

Bild: © Jutta Badina